Jenseits demokratischer Kontrolle
Vielfältige Varianten undurchsichtiger Finanzierungswege, geheime Verträge, mangelnde demokratische Kontrollmöglichkeiten, Korruption und langfristig kontinuierliche Preissteigerungen sind die hervorstechenden Merkmale tausender Wasserunternehmen der Globalplayer Veolia und Suez in aller Welt, sei es in Berlin, Klagenfurt, Budapest, Bukarest, Odessa, Tblissi, Jerivan, Soweto, Casablanca, im chinesischen Haikou, in der italienischen Provinz Latina ... oder auch in Paris.

Als Anne Le Start 2001 als Vorsitzende von „Eau de Paris" ernannt wurde, fand sie sich in einer reinen Männerwelt wieder mit einem höchst undurchsichtigen System der Pariser Wasserversorgung. Ein in dieser Angelegenheit heftigsten Korruptionsverwürfen ausgesetzter Bürgermeister Jacques Chirac hatte es einst kreiert: Die Distribution des Wassers, also die tausende Kilometer Rohre, das Rechnungswesen u.ä., ist privat und gehört auf der linken Seine - Seite „Suez", auf der rechten „Veolia". Dagegen wird die Produktion des Trinkwassers und Abwasserklärung kommunal verwaltet - eigentlich, denn auch im Produzentenverband „Eau de Paris" waren Veolia und Suez bis 2007 mit 30% Aktien bestens vertreten.

Diese Struktur strotzt vor Überlappungen von Kompetenzen. Am schlimmsten sei aber laut Anne Le Strat der Kontrollverlust der Kommune in entscheidenden Fragen: Wie passen die realen Leistungen von Veolia und Suez mit ihren exorbitanten Profiten zusammen? Entsprechen die in Rechnung gestellten Preise auch tatsächlich der geleisteten Arbeit? Wie hoch sind die tatsächlichen Bürokosten im Verhältnis zu den auf die Wasserrechnung aufgeschlagenen? Wie viele der hier abgerechneten Mitarbeiter Veolias und Suez` sind tatsächlich für Pariser Belange abgestellt? Sind die ungeheuren Mittel, die ihnen über Jahre zuflossen, um das Rohrnetz zu pflegen, in Stand zu halten und zu erneuern -  sind sie wirklich für diese Zwecke genutzt worden? Wurde die gewaltige Expansion von Veolia und Suez nicht auch aus Pariser Gebühren finanziert? Lille, Lyon, Toulouse, Rennes, Ile de France, Bordeaux, Grenoble: Eine traurige Chronik der letzten Jahre von überhöhten Preisen, Korruption, Veruntreuung und verschwundener Investitionsmittel drängt diese Fragen auf.