Im Herzen der Macht
Die Basis der weltweiten Expansion Veolias ist das sog. „französische Modell der Wasserwirtschaft". Danach beziehen 8 von 10 Franzosen ihr Wasser von einem privaten Betreiber, in städtischen Ballungsgebieten sind es sogar neun von zehn. Drei Unternehmen teilen sich diesen Markt: Veolia an der Spitze, daneben und oft mit Veolia in Gemeinschaftsunternehmen verbunden Suez und letztlich die deutlich kleinere Saur. Gemeinsam bilden die drei ein strukturelles und undurchsichtiges Monopol. Seit den 80er Jahren haben sie es auch auf Medien, insbesondere auf die französische TV-Landschaft ausgedehnt: Saur ist an TF 1, Veolia an Canal Plus und Suez an M6 beteiligt.
Die vielfältigen Mißbrauchmöglichkeiten dieser dominanten Positionen werden dadurch verstärkt, dass Veolia in vielen Städten nicht nur das Wasser, sondern praktisch alle Bereiche der öffentlichen Grundversorgung beherrscht. Strom, Gas, Müllentsorgung, Fernheizung, Stadtreinigung, Nahverkehr, Kantinen, Gesundheitsfürsorge - Veolia hat das vollständige Dienstleistungsprogramm von Stadtwerken für Siedlungen aller Größen im Programm. Viele Städte nicht nur in Frankreich, auch in England, Deutschland, ja in der ganzen Welt greifen gerne auf dieses Angebot zurück, vor allem auch, weil der Konzern über unübertroffenes Know-how in dem Bereich verfügt, den man heute als Finanztechnik bezeichnet. Und finanztechnische Kompetenz ist in Zeiten knapper öffentlicher Kassen mindestens ebenso wichtig wie die technische Beherrschung der Wasserwirtschaft. Viele Gemeinden laufen dabei allerdings Gefahr, vom überlegenen Konzern über den Tisch gezogen zu werden