Kant-Weltbürger-Preis geht an die dt.- frz. Film -Dokumentation „Water Makes Money“ und an die türkische Rechtsanwaltsvereinigung ÇHD in Istanbul/Ankara

 
Die Preisträger des KANT-WELTBÜRGER-PREISES 2014 stehen fest: Der mit 15.000,- Euro dotierte Preis der Freiburger Kant-Stiftung geht zu gleichen Teilen an das Team des Films „Water Makes Money“ und an die türkische Rechtsanwaltsvereinigung ÇHD. Der Kant-Weltbürgerpreis wird seit 2004 vergeben. Die Stiftung will damit gesellschaftliches Engagement, das sich in besonderer Weise dem freien Wort, der offenen Information und der Zivilcourage handelnder Bürger verpflichtet weiß, anerkennen und auszeichnen.
 
Der Film „Water Makes Money“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz ist ein ausgezeichnetes Beispiel für eine strategisch und strukturell bedeutsame kritische Aufklärung zugunsten eines selbstbestimmteren Europas. Er hat mit seiner kritischen Aufklärung über die Folgen der fortschreitenden Privatisierung unserer Lebensgrundlage Wasser maßgeblich zum Erfolg der ersten EU-weiten Bürgerinitiative „right2water“ beigetragen. Mehr als 1,6 Millionen BürgerInnen aus 11 Ländern hatten mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert, dass mit dem Zwang der Ausschreibung die Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung eingeleitet wird. Nun verzichtet die EU auf die Konzessionsrichtlinie für Wasser. Dies ist ein bemerkenswerter Erfolg der Demokratie in der EU. Die deutschen Regisseure und französischen Protagonisten des Films wurden vor allem für die Aufdeckung von Korruption seitens der privaten Wasserkonzerne juristisch verfolgt.
 
Der Verein Progressiver Anwältinnen und Anwälte in der Türkei (ÇHD) wird stellvertretend für all jene türkischen Anwälte ausgezeichnet, die sich aufgrund ihres Engagements für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie massiver Repressalien und Verfolgung ausgesetzt sehen. Selcuk Kozagaçlı, der Präsident des ÇHD, befindet sich zur Zeit wie viele seiner Kolleginnen in Kollegen in Untersuchungshaft. Derzeit läuft ein Verfahren gegen 46 Angeklagte, welches seit Beginn von europäischen Prozessbeobachtern verfolgt wird. Nach ihrer übereinstimmenden Ansicht werden in diesem Verfahren nicht nur internationales und europäisches Recht verletzt, sondern auch die Vorschriften der türkischen Strafverfahrensordnung. Unter Verstoß gegen die UN - „Grundprinzipien betreffend die Rolle der Rechtsanwälte" wird den Anwälten ihre engagierte Berufsausübung zum Vorwurf gemacht. Die Kant-Stiftung appelliert an die türkische Regierung, Herrn Rechtsanwalt Selçuk KOZAĞAÇLI, den Präsidenten des ÇHD, aus der nicht gerechtfertigten Untersuchungshaft frei und an der Preisverleihung teilnehmen zu lassen.
 
Die festliche Preisverleihung findet am Europatag, dem 9. Mai 2014, 14:00 – 18:30 Uhr in der Aula der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg statt. Aus Anlass des Europatages, des 290. Geburtstag I. Kants (am 22. 04. 2014) und ihres 10 jährigen Jubiläums lädt die Kant-Stiftung zur 5. Verleihung des Kant-Weltbürger-Preises ein und eröffnet sie mit einem Podiumsgespräch über „Zukunftsfragen zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa“, zu dem Gerhart R. Baum, BM a.D., Prof. Dr. Oliver Lepsius und Heide Rühle (MdEP) ihre Teilnahme zugesagt haben.